«Aus der Neo-Welt»

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Dvorak-Artikel

<< Der QWERTY-Fluch | Der Weg zu einer anderen Tastatur | Neue Tastaturbelegung lernen >>

Von Matthew Mullenweg, USA, 31.08.03.

Deutsche Übersetzung: Ulf Bro.


Es ist allgemein bekannt, dass ich ein Dvorak-Tipper bin, und das bin ich seit vier oder fünf Jahren gewesen. Nur kurz für die Uneingeweihten: Die Dvorak-Tastatur ist eine andersartige Anordnung der Tasten, eine Gestaltung, die für Tippen der englischen Sprache geeigneter ist. Wenn meine linke Hand auf den Buchstaben ASDF ruht, sind das bei mir die Buchstaben AOEU. Es hat Untersuchungen gegeben, die bewiesen haben, dass diese Tastatur schneller oder langsamer ist als die herkömmliche. Ich halte diese Untersuchungen für wertlos. Es ist einleuchtend, dass wenn die Buchstaben, die man am häufigsten benutzt, unmittelbar unter den Fingern sind, dann fällt einem das Schreiben leichter.

Warum bin ich umgestiegen? Falls ich mich recht erinnere, las ich die Internetseite von John Dvorak, und irgendwo nannte er die Dvorak-Tastatur und hatte auch einen Link zu einer Seite darüber. Nachdem ich einige weitere Seiten darüber gelesen hatte, war ich zum Umstieg bereit. Ein Beweggrund war, dass ich so schnell wie nur menschlich möglich tippen wollte, aber ich verbrachte eben viel Zeit mit Tippen und oft taten mir Hände und Handgelenke weh. Ich fand nicht, dass der Wechsel ein großes Hindernis war, das war mehr wie ein neues Musikinstrument zu lernen, etwas, was ein Musiker kennt, und das keine allzu große Herausforderung war.

Sicher war ein wichtiger Grund auch die übertriebene Begeisterung auf einigen Internetseiten, die ich gelesen hatte. Ich werde hier das beschreiben, was ich selber erlebt habe.

Der Wechsel ist gar nicht so schlimm, wie einige meinen. Selbst für die, die sehr schnell auf der herkömmlichen Tastatur sind, ist es nicht schwierig. Sie müssen keine neue Tastatur kaufen. In allen Betriebssystemen gibt es die Wahl zwischen mehreren Tastaturtreibern, die bestimmen, mit welchen Buchstaben, die gedrückten Tasten im Rechner verbunden sind. Wechseln Sie also den Tastatur-Treiber, dann können Sie ohne weiteres mit dem Tippen auf der Dvorak-Tastatur loslegen. Es ist vielleicht verwirrend am Anfang, wenn man die Taste mit der Aufschrift "T" drückt, und dann ein "Y" bekommt, und vielleicht ist es am Anfang besser, gewisse sichtbaren Hinweise zu bekommen. Ich habe die Buchstaben ausgedruckt und sie auf den Tasten mit doppelklebendem Klebstreifen befestigt. Ich war damals 14 oder 15 und hatte viel mehr Zeit als heute. Einigen wird es vielleicht genügen, neben dem Computer einen Ausdruck der Tastaturbelegung zu haben, aber es hat auch etwas, wenn man einfach die Tastatur anschauen kann und sehen kann, was getippt wird. Was ich heute getan hätte, wäre tatsächlich die Tasten zu entfernen und auf den neuen Stellen zu anzubringen.

Auch das ist viel einfacher als es klingt, und dauert vielleicht zehn Minuten. Hier gilt es natürlich, vorsichtig zu sein, denn manchmal springen sie ab und können dann zum Beispiel hinter einen Schrank fallen, so meine eigene Erfahrung. Der wichtigste Nachteil dabei ist, dass man dann nicht mehr die kleinen Knubbel hat, die die Grundstellung der Hände angeben. Dazu kommt, das bei den meisten Tastaturen, die ich so verändert habe, sitzen die Haken unter der Taste quer, so dass egal wo man F und J anbringt, liegen sie nieder, und das gleiche gilt natürlich für die Tasten, die man auf dieser Stelle anbringt. Das ist auch nicht so schlecht, wie es klingt, denn das ist tatsächlich ein neues Führungsmittel. Es sieht allerdings leicht scheel aus. Ich weiß nicht, wie man das sonst mit einer normalen Tastatur machen sollte. Es gibt natürlich Tastaturen, die nach Dvorat beschriftet sind, aber mir persönlich war es nie die Mühe wert. Ich möchte keine Sonderbestellung abgeben, ich nehme einfach das, was mir im Computergeschäft am besten gefällt.

Meine Tippgeschwindigkeit stieg nicht sonderlich an. Ich habe zwar schneller als jemals vorher getippt, aber man kann nun mal nicht schneller tippen, als man die Gedanken im Kopf bekommt, und es dauert immer etwas, bevor ich die genaue Wortwahl entschieden habe, da ich zuerst verschiedene Möglichkeiten überlege. Doch, in Situationen, wo ich nicht viel denken muss, wie Notizen im Unterricht oder bei einer Sitzung, da ist es natürlich von großem Vorteil und da kann ich fast so schnell tippen, wie gesprochen wird. Wenn ich allerdings eine Pause einlege, um selber etwas zu sagen, dann kann ich es nicht gleichzeitig schreiben.

Der ganz große Vorteil ist aber die Bequemlichkeit. Ich kann sehr lange tippen, ohne überhaupt müde zu werden, das ist überhaupt kein Thema für mich länger. Ich habe keine Literaturhinweise zu Quellen, die angeben, dass man durch die Dvorak-Tastatur weniger Beschwerden oder Ermüdung erlebt, ich kann nur sagen, dass so erlebe ich das persönlich.

Ein Vorteil, den ich noch nirgendwo genannt gesehen habe, ist die Sicherheit. Insbesondere auf meinem Laptop gibt es sehr viel persönliche Information, die eigentlich von jedem gelesen werden kann, der mein Passwort erraten könnte. Nehmen wir nun an, Sie könnten mein Passwort erraten, dann hätten Sie aber immer noch Ihre Schwierigkeiten, Sich auf meinem Rechner einzuloggen, da Sie nicht gut mein Passwort auf einer Dvorak-Tastatur tippen können. Im großen Zusammenhang ist das zwar völlig unwichtig, aber es reicht. In Situationen, wo ich anderen einen Zugang zu meinem Rechner gewähren möchte, kann ich ein Tastaturkürzel angeben, mit dem sich die Tastatur umschalten lässt, aber meistens habe ich die herkömmliche Tastatur überhaupt nicht installiert, einfach, weil ich nicht durch zufall hin- und herschalten möchte.

Nun wäre es aber recht einseitig, wenn ich nicht einige der Nachteile erwähnen würde. Fast alle Schwierigkeiten, die ich gehabt habe, haben damit zu tun gehabt, ein Dvorak-Tipper in einer Querty-Welt zu sein. Unveränderliche Tastenfolgen sind meistens mit Rücksicht auf die Bequemlichkeit bei den Querty-Tastaturen entworfen worden, so zum Beispiel X, C und V, die bei Ausschneiden, Kopieren und Einfügen verwendung finden, wenn sie mit der Strg-Taste benutzt werden. Sie befinden sich aber in der Dvorak-Tastatur nicht länger neben einander, sondern verstreut über die Tastatur. Ich finde es selber nicht so traurig. Ich kann immer noch Querty tippen, ich bin selbstkritisch bei den Rechnern von anderen Leuten, denn als einer, der von Rechnern Ahnung haben sollte, sieht es nicht gut aus, wenn man mit dem zweifinger-Suchsystem arbeiten muss. Wann immer ich länger als eine Minute auf der Querty-Tastatur arbeite, kommt mir die Belegung wieder in den Sinn, und ich kann dann auch da blind tippen. Allerdings sitze ich da meistens nicht eine ganze Minute. Abgesehen von diesen Gesichtspunkten fallen mir so keine Nachteile mehr ein.

Es mag vielleicht eine Bedeutung haben, dass ich der einzige bin, den ich kenne, der Dvorak benutzt. Es gibt wohl mehrere unter meiner Familie und Freunde, die es versucht haben, aber nicht dabei geblieben sind. Es gibt dafür zahlreiche Gründe, aber ich vermute, das sie alle nicht bereit waren, die notwendige Zeit dafür einzusetzen. Für mich gab es da überhaupt nichts zu überlegen, denn mir war klar, dass egal, wie lange man braucht, um sich einzuarbeiten, die Zeit gewinnt man allemal früher oder später zurück durch höhere Leistungsfähigkeit und Komfort in der Zukunft. Darin ist etwas Verlockendes gewesen, und ich war eben bereit dafür die Mühe aufzubringen.

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