«Aus der Neo-Welt»

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Malt-Artikel

Lillian G Malt, Unterlagen von einer Konferenz in Hotel Hilton, Park Lane, London 14.-15. September 1977. Übersetzung dieses Artikels von PCD Maltron in England.

1 Einleitung

"Wenn die technische Entwicklung fortschreitet, neigt sie dazu, unsere Ansicht auf die menschlichen Bedürfnisse auf der Arbeit zu überholen, und so sind wegen fehlender Einsicht für Menschen schlecht bedienbare Geräte entwickelt worden." - Grandjean (1).

Ein nach allgemeiner Meinung schlecht für Menschen zu bedienendes Gerät ist die Schreibmaschinentastatur. Die übliche, von Sholes entworfene, Tastatur mit ihrer Qwerty-Belegung ist einer der seltenen Gegenstände, die sich gegen jegliche Art von Verbesserungen verwehrt hat, die man als Folge unseres wachsenden technischen Könnens hätte machen können oder müssen.

Man hat über die Sholes-Tastatur gesagt, dass wenn man nach der meist unwirksamen und fehlerträchtigen Anordnung der Buchstaben gesucht hätte wahrscheinlich die ausgesucht hätte. Das überrascht nicht, wenn man überlegt, dass eine Gruppe von Menschen ein ganzes Jahr brauchten, um diese Tastaturbelegung so zu gestalten, dass schnelles Schreiben am besten verhindert wurde. Es war keine Machiavellische Verschwörung. Damalige Maschinen erforderten einfach eine langsame Bedienung.

Da die Qwertz-Tastatur völlig unverändert auf elektrische und elektronische Tastaturen übernommen worden ist, auf denen schnellere Anschläge möglich sind, verwundert es nicht, dass die Anschlagsgeschwindigkeit nach Umstellung von mechanischen auf elektrischen Tastaturen nur wenig angestiegen ist. Die "Guinness Book of Records" zeichnet folgende Höchstleistungen auf:

  • 1918 auf einer Standard Underwood in einer Minute 170 Wörter netto.
  • 1946 auf einer elektrischen IBM in einer Minute 216 Wörter netto.

Das ist eine Steigerung von 27,06%. Diese Steigerung ist allerdings nur in einem Test von einer Minute Dauer verzeichnet worden, wie die Rekorde für einstündige Tests zeigen:

  • 1923 auf einer Standard Underwood in einer Stunde 147 Wörter per Minute netto.
  • 1941 auf einer elektrischen IBM in einer Stunde 149 Wörter per Minute netto.

Das ist eine Steigerung von 1,36%.

Man hätte höhere Geschwindigkeiten erwarten dürfen, da die Höchstgeschwindigkeit der Geräte von 18 Anschläge pro Sekunde auf 35-50 Anschläge pro Sekunde angestiegen waren. Die Beschränkung lag nicht in den Bauteilen, sondern muss woanders gesucht werden.

Da immer mehr Tätigkeiten computergestützt verrichtet werden, wird es immer deutlicher, dass die von der Qwerty-Tastatur verursachten Kosten in hochentwickelten Gesellschaften unannehmbar groß sind. Das sind sowohl mittelbare als auch unmittelbare Kosten. Mittelbare Kosten entstehen durch Gesundheitsschäden, die immer mehr Tastschreiber erleiden müssen. Unmittelbare Kosten liegen in dem anerkannten "Flaschenhals", den die Tastatur darstellt, sei es in Erstellung von gedrucktem Material oder in jeglicher anderen Anwendung zum Tastschreiben oder zur Datenerfassung und auch in der Zeit, die die Ausbildung dauert.

2 Mittelbare Kosten

Tastaturhersteller und andere haben behauptet, dass die Gestaltung der Tastatur nicht wichtig sei, da der menschliche Körper sich ja an die erforderliche Haltungen anpassen kann. Dennoch wird auch behauptet, dass die Gewöhnung des Körpern an eine schlechte Vorrichtung nicht kostenlos sei. Die Kosten in Form von menschlichem Leiden sind durch die Forschungsarbeiten von Ferguson und Duncan (2), von Osanai (3) und auch anderen vor ihnen eindrucksvoll belegt worden.

Ferguson und Duncan haben eine ausführliche Diagnostik der Arbeitsschäden schlecht eingerichteter Tastaturen vorgelegt. Ihre Untersuchungen ergaben als klinische Befunde Beeinträchtigungen der Beweglichkeit in Beugung, Streckung und Seitwärtsbewegung der Finger-, Hand- und Schultergelenke als Folge der anhaltenden Bedienung von Tasten, die die Gelenke in unnatürliche Stellungen zwingen. Osanai belegt Schmerzen in Nacken, Schultern, Armen, Händen und Rücken, die anscheinend sowohl von wiederholten schnellen Bewegungen der Hände und Finger als auch von dauerhafter Muskelspannungen, die von der Arbeitshaltung verursacht werden. Er wies auch Muskelverhärtungen und Empfindlichkeit nach.

Abgesehen von derart ausführlichen klinischen Nachforschungen stellen Krankengymnasten und Osteopathen fest, dass Tastschreiber ihnen eine große berufliche Patientengruppe bescheren.

Millionen von Menschen in der Welt benutzen bereits Tastaturen: Sekretären in Büros, Studenten in Schulen und Hochschulen, außerdem noch datenverarbeitente Betriebe, Flughäfen, Polizei, Zeitungen und Druckereien. Sie können Buchstaben auf Papier, Speichermedien oder Bildschirme erstellen, selbst die alleinige Nutzung von Rechenmaschinen ist Tastaturarbeit. Zukunftsforscher sagen für die kommenden Jahrzehnten eine gewaltige Steigerung der Anzahl von Tastaturbedienern voraus. Mehr und mehr Information wird in Computern gespeichert. Hier in England überlegt die Post ein ganzes Lexikon auf Computer zu speichern, die durch Telefon abrufbar sein wird. Vor Jahr 2000 werden Kinder vielleicht Tastschreiben lernen, bevor sie überhaupt schreiben können. Die Vorteile, die sich für Kinder ergeben, sind bereits belegt (Wood und Freeman (4), Moore und Anderson (5)).

Wenn mehr und mehr Menschen Tastaturen nutzen und das auch noch ab einem früheren Alter, in dem Körperschäden leichter ausgelöst werden, dann werden die Kosten in Form menschlichen Leidens zunehmen, sofern man die Tastatur nicht ändert.

3 Unmittelbare Kosten

Die auffälligsten Kosten werden von Ungenauigkeit und Leistungsschwäche verursacht. Ausbildungskosten sind wegen der Zeitdauer bis zur Geläufigkeit und der Umständlichkeit der Lernabläufe unnötig hoch, wenn hohe Geschwindigkeit und Fehlerfreiheit angestrebt werden.

Man erzählt, dass mindestens ein Verleger als Erfassungsgeschwindigkeit die Tastenhöchstgeschwindigkeit der Tastatur ansah, die für seinen Betrieb eingekauft worden war. Bei 18 Tasten pro Sekunde war das 180 Wörter die Minute oder 64800 Tasten pro Stunde.

Der "Flaschenhals" der Erfassung durch Tastschreiben wird aufgrund der Zahlen, die für eine Anzahl Tastaturtätigkeiten angegeben werden, deutlich:

  • Die durchschnittliche Leistung in der Zeitungserstellung auf Heißmetall-Linotype-Maschinen war 3 Zeilen je 31 Zeichen pro Minute. Heute wird mit der Querty-Tastatur ein Durchsatz von 7000-10000 Zeichen pro Stunde angegeben.
  • In England wird 15 Wörter pro Minute, 5400 Zeichen pro Stunde als Durchschnitt für Abschrift nach Stenografie angegeben (Whittle (6)).
  • In Amerika ergab eine Messung mit einem Rollenzählwerk, dass so genannte vollschichtige Tastschreiber weniger als 2 Stunden Tastschreiben täglich leisteten, bei einem Durchsatz von 83 Zeichen pro Minute, also 13,83 Wörter pro Minute oder 4980 Zeichen pro Stunde (Lannon (7)).

In Zeitungsbetrieben haben Bestrebungen, den "Flaschenhals" zu umgehen, hauptsächlich darauf gezielt, Aufgaben wegzulassen und dadurch den Bedarf für Tastschreiben zu verringern. Dieses geschieht teilweise durch OCR, also Scannen und Schrifterkennungssysteme für Nachrichtenübermittlung und Anzeigenerfassung, Schalterdienst für Redaktion und Textspeicherung in Computern für Wiederverwendung und Änderung von Texten. Diese Anstrengungen haben hohe Investitionen in Elektronik und in Umschulung und Umsetzung der beteiligten Menschen verursacht. So teure und umfangreiche Erneuerungen man auch durchgeführt hat, die Qwerty-Tastatur mit ihren ganzen hinderlichen Eigenschaften hat man beibehalten.

So viele Aufgaben man auch weglässt - und es ist durchaus sinnvoll, wiederholtes Schreiben zu vermeiden - ganz ohne Erfassung mit einer Tastatur geht es nicht, und die verbleibt ein "Flaschenhals" sowohl wegen ihrer Langsamkeit als auch wegen der Fehlerträchtigkeit.

Der Umstand, dass jeder lernen kann, 20 Wörter pro Minute zu tippen (7200 Zeichen pro Stunde oder 120 Anschläge pro Minute), egal mit welcher Methode, lässt vergessen, dass man 80 Wörter pro Minute (480 Zeichen pro Minute) nur durch sachkundiges Training und hohe Einsatzbereitschaft erreichen kann - das einzig sinnvolle bei den hohen Investitionskosten in Geräten in Druckereien und in Büros im Allgemeinen.

Die ungleichen Strecken, die die Finger auf den schräg gestellten Reihen auf der Qwerty-Tastatur zurückgelegen müssen, ergeben ungleiche Fingerbewegungen. Die Anordnung der Buchstaben, die sprachliche Verwirrung stiftet und Fehler verursacht, erhöhen die Lernschwierigkeiten und verlängern die Lerndauer. Gewiss gibt es viele sehr fähige und genaue Tastschreiber. Sie machen allerdings nur einen winzigen Bruchteil aller tastaturausgebildeten Menschen aus und ihnen hat es länger gedauert und mehr Mühe gekostet, diese Fähigkeit zu erarbeiten. Solche Schwierigkeiten erhöhen die Kosten der Ausbildung in Bildungseinrichtungen und in Industriebetrieben.

"Die Pläne sind zum Scheitern verurteilt, wenn die Erfassungsaufgaben von Tastschreibern nicht ungehindert und unbeschränkt vom Tastatursystem bewältigt werden können. Wenn Sie ein System entwerfen, überlegen Sie die Wahl der Tastatur und die Ausbildung der Tastschreiber genau so sorgfältig, wie die Arbeitsgeschwindigkeit der Setzmaschine oder des Computers." (Kneller (8)). Das wurde in 1971 geschrieben und der Rat gilt noch heute.

4 Folgen der Tastaturgestaltung

Halten wir es für belegt, dass der Aufbau der Sholes-Tastatur die Finger unnatürlich belastet und Körperschäden verursacht, dann folgt daraus, dass die Schreibgeschwindigkeit nicht die höchst mögliche ist. Ein einfaches Maß für Folgen unnatürlicher Bewegungen zur Bedienung einer geraden Grundlinie ist der Geschwindigkeitsvergleich bei der Bedienung benachbarter Tasten. Tabelle 1 zeigt die durchschnittliche Anzahl Zeichen pro Sekunde bei 10 erfahrenen Tastschreibern, 5 auf einer elektrischen und 5 auf einer mechanischen Tastatur bei Bedienung benachbarter Tasten. Der Geschwindigkeitsverlust vom schnellsten bis zum langsamsten ist:

Tabelle 1
 Linke HandRechte HandGrößter Unterschied
Fingern1/22/33/43/42/31/2 
Buchstabenassddfjkkl 
Elektrisch6,347,849,0811,008,246,64jk - as = 42,36%
Mechanisch3,463,804,745,583,663,36jk - lö = 39,78%

Die Fingernummern sind: 1 = Kleinfinger, 2 = Ringfinger, 3 = Mittelfinger, 4 = Zeigefinger.

Tabelle 2 zeigt die Geschwindigkeit beim Wechsel von einem Finger auf der einen Hand auf den gleichen Finger der anderen Hand:

Tabelle 2
Finger1234Größter Unterschied
Buchstabesldkfj 
Elektrisch10,3210,3210,7410,62dk - aö = 3,91%
Mechanisch7,908,508,968,78dk-aö = 11,83%

Man hat allgemein vermutet, dass der Unterschied in Schreibgeschwindigkeit der einzelnen Tasten von der unterschiedlichen Kraft der jeweiligen Finger herrührt. Sobald wir aber den Handwechsel mit einbeziehen, können wir das nicht mehr gelten lassen. Die vergleichsweise langsame Bewegung der Ring- und Kleinfinger kann nicht ausschließlich auf Schwäche dieser Finger beruhen. Betrachtet man die Kraft der Finger im Zusammenhang mit Handwechsel, dann erwartet man, dass die Zeit für Betätigung eines einzelnen Fingers die Hälfte der Zeit beträgt, die für zwei Finger benötigt wird, egal, ob die Finger sich auf der gleichen oder auf der anderen Hand befindet. Dass das nicht so ist, wird in Tabelle 1 und 2 deutlich. Die Behinderung beim einhändigen Schreiben muss auf irgend etwas anderem als Kraft beruhen. Bei der Beobachtung von Tastschreibern während dieser Tests wird schnell klar, dass die Einschränkung auf unterschiedlicher Fingerlänge beruht. Die ungelenken Bewegungen beim Strecken und Heben der Ring- und Kleinfinger sind deutlich erkennbar und werden wohl hauptsächlich für die geringe Geschwindigkeit verantwortlich sein. Das gilt besonders mechanische Tastaturen, wo die Eindrückung der Tasten tiefer ist als auf elektrischen Tastaturen und wo eine gewisse Kraft gefordert wird. Obwohl elektrische Tastaturen seit mindestens 20 Jahren breit eingesetzt werden, beziehen sich die häufigsten Angaben zur Geschwindigkeit der Fingertätigkeit auf Messungen auf mechanischen Tastaturen. Dabei zeigt sich, dass jeglicher Handwechsel schneller ist als jegliches einhändiges Schreiben. Das wird ohne Zweifel bei frühen Tastaturen von mechanischen Schreibmaschinen auch richtig gewesen sein, gilt aber nicht mehr für die heute benutzten Tastaturen. Tabelle 1 und 2 zeigen das und Tabelle 3 und 4 zeigen Zahlen für zwei Tastschreiber, die jeweils eine elektrische und eine mechanische Tastatur benutzen.

Schreiber 1 hatte fast ohne Unterbrechung 24 Jahre lang eine mechanische Schreibmaschine benutzt und dieses war der erste Versuch, auf einer elektrischen zu schreiben. Schreiber 2 hatte seit 40 Jahren Schreibmaschine geschrieben - 35 Jahre auf einer mechanischen und 5 Jahre auf einer elektrischen.

Folgende Tabelle vergleicht die Zeichengeschwindigkeit von einhändigen und zweihändigen Zweitastenfolgen.

Tabelle 3
  Schreiber 1Schreiber 2
FingerBuchstabenMechanischElektrischMechanischElektrisch
4/3 rechtsjk5,29,86,29,0
3/3 zweihändigdk10,19,67,28,5

und Tabelle 4 zeigt Zeichengeschwindigkeit für einhändige und zweihändige Viertastenfolgen.

Tabelle 4
  Schreiber 1Schreiber 2
TypBuchstabenMechanischElektrischMechanischElektrisch
Einwärts einhändigasdfölkj5,46,66,011,4
Einwärts zweihändigaösldkfj5,56,47,07,6
Auswärts einhändigfdsajklö5,05,15,610,6
Auswärts zweihändigfjdkslaö4,84,47,77,7

Diese einhändigen Folgen werden alle schneller getippt als mit Handwechsel. Selbst Schreiber 1, der noch nie vorher auf einer elektrischen Maschine geschrieben hatte, konnte höhere Geschwindigkeiten erreichen als mit Handwechsel. Die Tatsache, dass einhändiges Tippen am schnellste ist, wird für die Anordnung der Buchstaben wichtig. Wenn diese einen großen Anteil einhändiges Schreiben bewirkt, erhöht sich die Geschwindigkeit und Genauigkeit.

Tabelle 5 zeigt ausführlich die Ergebnisse von 20 Tastschreibern in 4 Gruppen je 5 Personen. Zwei Gruppen schrieben auf elektrischen und zwei auf mechanischen. Zwei Gruppen waren erfahrene Tastschreiber, eine hatte seit 6 Wochen an einer technischen Hochschule geübt und eine Gruppe hatte gar keine Übung überhaupt.

Diese Zahlen bestätigen die bereits in Tabelle 1-4 vorgelegten Befunde und ergeben für die bestmögliche Buchstabenanordnung nützliche Erkenntnisse. Sie geben allerdings auch Anlass für neue bisher nicht beantwortete Fragen.

Tabelle 5
 Elektrisch, Gruppe 1
Finger, BuchstABCDEMittel
li 1/2 as87615654596,34
li 2/3 sd105876468687,84
li 3/4 df1268572102699,08
re 1/2 öl87696551606,64
re 2/3 lk113876969748,24
re 3/4 kj139107901169811,00
Mittel Z/s10,98,36,97,77,1 
re/li 1 aö12710788989610,32
re/li 2 sl115113831099610,32
re/li 3 dk131114851119610,74
re/li 4 fj126104891169610,62
Mittel Z/s12,510,98,610,99,6 
einh. asdföjlk12610411471669,62
einh. fdsajklö9411310680518,88
zweih. aösldkfj118897659648,12
zweih. fjdkslaö1201017763448,10
 Elektrisch, Gruppe 2
Finger, BuchstFGHIJMittel
li 1/2 as61236060605,28
li 2/3 sd61575855585,78
li 3/4 df63596059585,98
re 1/2 öl38303034533,70
re 2/3 lk66606270816,78
re 3/4 kj77108138918810,04
Mittel Z/s6,15,66,86,16,6 
re/li 1 aö74857588828,08
re/li 2 sl81858087818,28
re/li 3 dk689010188758,44
re/li 4 fj71868189848,22
Mittel Z/s7,38,78,48,88,1 
einh. asdföjlk32253127613,52
einh. fdsajklö37323229553,70
zweih. aösldkfj33162322492,86
zweih. fjdkslaö31263424483,26
 Mechanisch, Gruppe 3
Finger, BuchstLMNPRMittel
li 1/2 as32263145393,46
li 2/3 sd38233154443,80
li 3/4 df48383859544,74
re 1/2 öl48222345303,36
re 2/3 lk39213351393,66
re 3/4 kj50324090675,58
Mittel Z/s4,22,73,35,74,6 
re/li 1 aö726767102877,90
re/li 2 sl836571111958,50
re/li 3 dk9062781161028,96
re/li 4 fj8568761111008,78
Mittel Z/s8,36,67,311,09,6 
einh. asdföjlk40-3855484,53
einh. fdsajklö45323348293,74
zweih. aösldkfj-365651675,25
zweih. fjdkslaö57354460434,78
 Mechanisch, Gruppe 4
Finger, BuchstSTUVWMittel
li 1/2 as35383832413,68
li 2/3 sd48384338434,20
li 3/4 df54506247515,28
re 1/2 öl36384234383,76
re 2/3 lk48464637414,36
re 3/4 kj65545352615,70
Mittel Z/s4,84,44,74,04,6 
re/li 1 aö90676767767,92
re/li 2 sl104769565748,28
re/li 3 dk118829892979,74
re/li 4 fj110818795889,22
Mittel Z/s10,87,79,28,08,4 
einh. asdföjlk46435140454,50
einh. fdsajklö40435241394,30
zweih. aösldkfj55406431354,50
zweih. fjdkslaö57475553435,10

5 Neugestaltung der Tastatur

Falls wir annehmen, dass ungleich lange Finger, die auf eine waagerechte Ebene gezwungen werden, die Geschwindigkeit senkt und Fehler und menschliches Leiden verursacht, dann scheint es folgerichtig, dass die Tastenlage den Fingerlängen angepasst werden sollte. Das würde die leichtesten und schnellsten Fingerbewegungen sicherstellen. Dafür spricht, dass Ferguson und Duncan berichten, dass die Mittelfinger weder gestreckt noch gebeugt werden. Da die Mittelfinger die längsten sind, werden sie natürlich bei ihrer Tätigkeit weniger verzogen. Nicht überraschend zeigen die obigen Tabellen, diese Finger die schnellsten beim Handwechsel sind. Ändert man die Tastenlage passend zu den Fingern, kann man möglicherweise Beugen und Strecken für alle Finger vermeiden. Die Tastenlage kann auch den Strecklagen der Zeige- und Ringfinger angepasst werden, die ja auf zwei lotrechten Linien 6 Tasten bedienen. Werden die äußersten Tasten geneigt, um den Fingern entgegenzukommen, vermindert sich die Streckbewegung. Diese Vorschläge sind in der neuen PCD-Maltron-Tastatur zum Ausdruck gekommen, die in Bild 1 gezeigt wird.

Diese Tastatur, die nach den Fingern geformt ist und sogar in der Mitte geteilt ist, um Zwangshaltungen in Armen und Schultern zu vermeiden, bietet zusätzlichen Platz für bis zu 8 Tasten für jeden Daumen und hat viele Vorteile. Die Anpassung von Höhe und Neigung an die Finger statt die Finger zwingen, sich auf die Tasten zu strecken, ergibt die Möglichkeit einer erheblichen Geschwindigkeitssteigerung, zumindes beim einhändigen Schreiben. Durch geringere Ermüdung kann diese hohe Geschwindigkeit längere Zeit beibehalten werden. Das Lernen wird leichter und mehr angehende Tastschreiber werden auf höherem Niveau tippen können, einfach weil die Finger aus ihrer Zwangslage befreit werden. Da die Tastenhöhe für jeden Finger anders ist, lernt man eher das für Schnellschreiben notwendige motorische Gefühl für Abstand und Ziel, zumal die Finger es schneller fühlen, wenn sie nicht auf der richtigen Taste sind. Keine Taste kann von zwei Fingern bedient werden, da die Tasten genau zu den Fingern passen. Zu dem verbesserten Gefühl für die eigenen Tasten kommt die Vermeidung ungleichmäßiger und schwieriger Streckbewegungen. Die Gesamtwirkung ist eine erhöhte Genauigkeit. Beide Daumen können nun ausgiebig eingesetzt werden. Sie sind die stärksten und am besten beweglichen aller Finger und sind im Gehirn von einem erheblich größeren Gebiet vertreten. Neunmal so groß in der Tat. Die PCD-Maltron-Tastaturen, die von PCD Limited in Farnborough, Hants, England hergestellt werden, können mit entweder der Qwerty-Belegung oder mit der Belegung Maltron Mark II. Umgeschaltet wird auf Knopfdruck.

6 Anordnung der Buchstaben

Die Buchstaben auf die Tasten zu verteilen ist eine schwierige Angelegenheit und für das beste Ergebnis müssen viele Größen berücksichtigt werden: Wirtschaftlichkeit der Hand- und Fingerbewegungen, Kraft und Beweglichkeit der Finger, das neuromuskuläre System des Menschen. All diese Umstände müssen in Betracht gezogen werden, und auch die sprachlichen Rahmenbedingungen wie häufige Buchstabenvertauschungen, die zu häufigen Rechtschreibfehlern führen, aber wie normale Tastschreibfehler aussehen, die Anrechnung der Häufigkeit einzelner Buchstaben und Buchstabengruppen wie Bi- und Trigramme, besonders die in den häufigsten Wörtern. Man braucht für Schnellschreiben:

  • Ausgewogene Verteilung der Arbeit auf beide Hände, wobei eine leichte Bevorzugung der rechten Hand erlaublich ist
  • Ausgewogene Verteilung der Arbeit auf die Finger, wobei die Fähigkeiten einzelner Finger berücksichtigt werden
  • Die Fingerbewegungen kleinst möglich halten indem die häufigsten Buchstaben unmittelbar unter den Fingern liegen
  • Schwierige Bewegungen auf ein Mindestmaß verringern, besonders doppelte und einfache Reihensprünge und zwei Anschläge nach einander mit dem gleichen Finger
  • Die schnellsten Fingerbewegungen so häufig wie möglich nutzen, sowohl die einhändigen als die zweihändigen
  • Lange Läufe auf einer Hand vermeiden indem die Arbeit auf die gleiche Hand und die andere Hand ausgewogen verteilt wird

Für ein genaues Schreiben und ein leichtes Lernen sollte die Anordnung der Buchstaben die kybernetischen Anforderungen der Sprache berücksichtigen. Die höchste Fehlerträchtigkeit im Lesen und Schreiben entfällt auf Vokale. Auf der Qwerty-Tastatur sind die häufigsten Fehlern auf den Vokalen E und I. Auf der Linotype-Belegung ist sind es die Vokale A, I und O und Dvorak selbst fand in 3329 Fehlern, die auf seiner Simplified Keyboard geschrieben worden waren 1631 in den Vokalen. Die 5 Vokaltasten tragen mit 48,99% zu den Schreibfehlern bei (Zahlen abgeleitet von der Darstellung auf Seite 504). Bringt man die Vokale nicht auf benachbarten Tasten an, nicht auf dem selben Finger und Reihe der zwei Hände, kann Verwirrung des Nervensystems vorgebeugt werden. Das wäre die beste Voraussetzung für genaues Schreiben. Die oben genannten Umstände sind gleichermaßen in der englischen Sprache wie in anderen Sprachen in lateinischer Schrift zu berücksichtigen. Die Häufigkeiten einzelner Buchstaben sind in diesen Sprachen nicht sehr verschieden. Tastschreiben auf Französisch, Spanisch und Italienisch wird die richtige Anbringung der Vokale zu gute kommen. Niederländisch und Deutsch, die öfters drei oder mehr Konsonenten hinter einander haben, werden ebenfalls unterstützt. Der Umfang, in dem diese Anforderungen an der Buchstabenanordnung erfüllt werden können, kann den folgenden Tabellen für Maltron Mark II entnommen werden. Sämtliche Berechnungen gründen sich auf Buchstabenhäufigkeiten in 1013232 Wörtern mit insgesamt 5930220 Anschlägen einschließlich Leertasten und den häufigsten Interpunctionszeichen (Kucera (10)). Auch Berechnungen anhand der 100 häufigsten Wörter werden vorgelegt, die in 1013232 Wörtern 481200-mal auftreten mit insgesamt 1871000 Anschlägen.

Aufzählungen für die Belegung Maltron Mark II mit Vergleich zu Sholes (Qwerty) und Dvorak finden sich in den Tabellen darunter.

Tabelle 6
 Sprache gesamt %100 häufigste Wörter %
Qwerty43,6251,88
Dvorak73,3186,25
Maltron Mark II77,8990,52

Tabelle 6 zeigt den Prozentteil aller Buchstaben, die sich auf der Grundreihe befinden im gesamten Korpus und in den 100 häufigsten Wörtern der Sprache.

Tabelle 7
 Fingerwiederholung gesamtMit doppeltem Reihensprung
Qwerty27345082200
Dvorak837003474
Maltron Mark II24826321

Tabelle 7 zeigt die Häufigkeit der Benutzung des gleichen Fingers zweimal hintereinander und der Anteil davon mit doppeltem Reihensprung. Diese sind die langsamsten Bewegungen aufgrund des Abstands zwischen der Tasten.

Tabelle 8
 Linker ZeigefingerRechter Zeigefinger
Qwerty12,27%13,73%
Dvorak9,33%7,52%
Maltron Mark II4,90%5,50%

Tabelle 8 zeigt die Häufigkeit der Streckung des Zeigefingers um die mittlere Tastensäule zu erreichen. Das ist auf der Qwertz-Tastatur die Buchstaben T, G und B auf dem linken Zeigefinger und Z, H und N auf dem rechten Zeigefinger. Sie sind auf der Standardtastatur sehr ungleichmäßige Bewegungen und mit Vokalen sind sie eine Fehlerquelle. Auf der PCD-Maltron-Tastatur sind die Streckbewegungen regelmäßiger und kleiner und treten erheblich seltener auf.

Tabelle 9
 8 Finger10 Finger
 Linke HandRechte HandLinke HandRechte Hand
Qwerty57,03%42,97%47,35%52,65%
Dvorak44,51%55,49%36,95%63,05%
Maltron Mark II48,76%51,23%46,00%54,00%

Tabelle 9 zeigt die Verteilung der Anschläge auf die zwei Hände, im einen Fall wenn nur die 8 Finger mitgezählt werden, im anderen Fall wenn der Daumen mitgezählt wird, wobei der linke Daumen bei Sholes und Dvorak nicht benutzt wird.

Tabelle 10
Linke HandRechte Hand
Finger1234DD4321
Qwerty6,7%7,2%15,7%17,75%-17,0%15,7%7,5%10,3%2,15%
Dvorak6,75%7,2%11,0%12,00%-17,0%14,15%11,4%11,4 %9,10%
Maltron Mark II7,7%7,35%7,3%12,75%10,9%17,0%14,9%7,0%6,6%8,50%

Tabelle 10 zeigt die Verteilung der Anschläge auf die Finger und Daumen beider Hände. Die Verwendung des linken Daumens auf PCD-Maltron verringert die Belastung der anderen Finger. Diese Verwendung ist auch hauptverantwortlich für die Verringerung der Fingerwiederholungen einschließlich solcher mit doppeltem Reihensprung.

Statistisch sieht Maltron Mark II also vernünftig aus. Kybernetisch an Häufigkeiten in der Sprache gebunden sieht man bereits an der Leichtigkeit mit der neue Lernende Buchstaben finden und Sätze schreiben, wie sehr die Tastatur der Sprache angepast ist.

7 Die Umstellung durchführen

Es ist natürlich nicht notwendig, dass alle Tastschreiber zu der neuen Tastatur und der neuen Buchstabenbelegung wechseln. Es gibt keinen Grund, dieses so zwingend zu verlangen, wie etwa die Einführung des Rechtsverkehrs in Schweden oder der Wechsel zu dezimaler Währung. Man kann einfach auf die Tastatur umsteigen und das wird bereits für viele völlig ausreichen. Die PCD-Maltron-Tastatur kann mit der Qwerty- oder mit Maltron-Mark-II-Belegung betrieben werden wie gewünscht. Der Wechsel auf die neue Tastatur kann leicht und einfach geschehen und erfordert nur 5-10 Stunden Übung. Sehr schnelle Tastschreiber, die dieses probiert haben, sagten, dass dieser Wechsel einfacher war als der Umstieg von einer mechanischen Schreibmaschine auf eine elektrische. Die Zeigefinger müssen am meisten umlernen, weil sie nicht länger die ungelenken Streckbewegungen zur Mitte der Tastatur hin haben. Der alleinige Wechsel auf die neue Tastatur wird körperliches Unbehagen beseitigen und die Geschwindigkeit des einhändigen Schreibens erhöhen, die die Qwerty-Belegung erlaubt. Man darf mit einer Beschleunigung von 25% rechnen.

Das Umlernen auf eine andere Buchstabenverteilung ist etwas schwieriger, oder verlangt zumindest mehr Übung. Es ist genau wie eine zweite Sprache zu lernen. Am schnellsten geht es, wenn man die alte Sprache gar nicht mehr spricht. Das ist aber nicht die einzige Methode und die meisten Menschen, die eine neue Sprache gelernt haben, haben die alte beibehalten. Viele tausend Nutzer von Linotype, die Qwerty gelernt haben, während sie mit Linotype weiter arbeiteten, können dieses bestätigen. Damit können Anwender einige Stunden am Tag die neue Tastaturbelegung üben aber gleichzeitig auf alten Qwerty-Geräten weiter arbeiten. Da die Maltron Mark II-Belegung den Anforderungen der Sprache angepasst ist und nur wenige langsame oder schwierige Bewegungen erfordent, scheint sie leicht zu erlernen. Die erste Maltron Mark II erschien auf einer Tastatur in Mai 1977 und zur Zeit als dieser Artikel geschrieben wird, liegen noch keine Zahlen für Schulungen vor. Falls die Statistiken etwas wert sind, dürfte man mit hohen Schreibgeschwindigkeiten und hoher Genauigkeit nach wenig Zeit rechnen.

8 Schlussfolgerung

Aus zwei Gründen konnten die in diesem Artikel beschriebenen Entwicklungen in Tastaturgestaltung und -belegung erst im elektronischen Zeitalter stattfinden. Erst seit kurzem erlaubt die Technik die Herstellung einer unregelmäßig geformte Tastatur wie PCD-Maltron. Die notwendige Vorrichtung um von einer Tastaturbelegung auf eine andere wechseln ist ebenfalls sehr neu. Die Erkennung und Nutzung dieser Möglichkeiten muss man Stephen Hobday von PCD Limited hoch anrechnen. Dazu kommt, dass Computerausdrucke zur Sprachanalyse ermöglichten, all Suchen und Sortieren nun in Monaten statt in Jahren zu erledigen. Nun wird man sehen, ob die gewaltige Tastschreibgemeinschaft diese technologische Entwicklungen kurzfristig statt langfristig nutzen wird.

Literaturhinweise

  1. E. Grandjean - Fitting the task to the man. An ergonomic approach. Taylor & Francis, 1969
  2. Joan Ferguson and D. Duncan - Keyboard design and operating posture Ergonomics, November 1974, p 731-744
  3. H. Osanai - Ill health of key-punchers - Journal of Science of Labour, July 1968, p 367-371
  4. B. D. Wood and F. N. Freeman - An experimental study of the educational influence of the typewriter in the elementary school classroom. MacMillan, 1932
  5. O. K. Moore and A. A. Anderson - Some principles for the design of clarifying educational environments Handbook of socialization theory and research, ed David & Goslin Rand McNally, 1969
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